Rückblick
Ausstellungsrückblick
Sonderausstellung in der Todenhofkirche Schmalkalden (Mai-November 2022)
„Der Henker des Herzogs – das Leben des Johann Jeremias Glaser (1653-1725)“
Im Thüringischen Staatsarchiv Meiningen schlummert ein einmaliger kulturhistorischer Schatz, der durch eine Ausstellung jetzt wachgeküsst wird: ein Rechnungs- oder Anschreibebuch von Johann Jeremias Glaser. Glaser war Scharfrichter in Meiningen und später in Wasungen. Auf 350 Seiten hielt dieser Mann nahezu alle Ausgaben und Einnahmen seines Erwachsenlebens fest. Dort finden sich naturgemäß auch Honorare, die er durch seine scharfrichterliche Tätigkeit erzielte – Glaser führte auch die letzte Lebendverbrennung einer vermeintlichen Hexe auf Thüringer Boden im Jahr 1700 in Breitungen durch –, doch sind diese nur ein kleiner Teil seiner Registrierungen. Das Meiste bildet seinen ganz normalen Alltag ab, so dass es erstmals möglich ist, das Leben eines Mannes aus der Frühen Neuzeit von seiner Geburt bis zur Barre bis in das kleinste Detail zu beleuchten. In der Ausstellung tritt ein liebevoller Familienvater entgegen, der großen Wert auf die Aus- und Bildung seiner Kinder legt, es erscheint ein juristisch wie betriebswirtschaftlich hoch gebildeter Mann, der stark musisch veranlagt ist, es entsteht das Bild eines sozialen Arbeitgebers und erfolgreichen Heilers, der vermögend und angesehen ist. Von den Gewürzen, mit denen die unzähligen Speisen bei den Tauf- oder Hochzeitsfesten seiner Kinder zubereitet wurden, bis hin zum Mobiliar und Hausstand der jeweiligen Meistereien, kann alles aus der Lebenswelt des einfachen Volkes aus diesem Rechnungsbuch herausgezogen werden. Die Maske – die Scharfrichter allerdings nie getragen haben – hinter dem Mann mit dem „unehrlichen“ Beruf, wird mittels der Ausstellung zurückgezogen.
Die Ausstellung befindet sich in der Totenhofkirche von Schmalkalden, wo auch das originale Grabdenkmal von Glasers Schwiegervater zu besichtigen ist, der Scharfrichter in Schmalkalden war und auf dem Epitaph im Ornat ausgehauen ist. Natürlich wir einleitend auch auf die Entwicklung des „Handwerks“ der Scharfrichter, ihrer Aufgaben und Nebentätigkeiten eingegangen sowie die Meininger und Schmalkalder Scharfrichter des 16. und 17. Jahrhunderts beleuchtet.
Durch die Ausstellung führt ein lebensgroßer visueller Audioguide. Für die Rolle des Erzählers konnte der deutschlandweit bekannte Schauspieler Thomas Thieme gewonnen werden. Originale Richtschwerte aus Meiningen sowie aus Weimar, diverse Folterinstrumente, aber auch Alltagsgegenstände können vom Besucher bestaunt werden.
Die Ausstellung kann bis 31. Oktober 2022 von Mittwoch bis Sonntag in der Zeit zwischen 11.00 und 17.00 Uhr besichtigt werden.
Interview MDR Jump:
https://odattachmentmdr-a.akamaihd.net/mp4audiomobil/9/digas-99f259f3-ff07-44fa-b9ea-8ea3aa1e7a99-0a15de5e5053_99.mp3
Der Eintritt kostet 5,00 Euro pro erwachsener Person, ermäßigt 3,00 Euro.
(Änderungen vorbehalten !)
Totenhofkirche Schmalkalden, Bahnhofstrasse / Ecke Sandgasse, 98574 Schmalkalden
Premiumausstellung 2015/2016
Fatale Lust - Philipp von Hessen und seine Doppelehe
13. Dezember 2015 – 8. Januar 2017
Die Doppelehe des Landgrafen Philipp von Hessen ist ein wenig bekanntes Kapitel der Reformationsgeschichte. Es ist aber zugleich ein Baustein, der den weiteren Verlauf der Reformationsgeschichte ganz entscheiden prägen sollte. Der hessische Landgraf Philipp der Großmütige gehört zu den schillerndsten Persönlichkeiten des Reformationszeitalters. Er war einer der politischen Führer der Reformation, Mitbegründer und Hauptmann des Schmalkaldischen Bundes. Er war Marburger Universitätsgründer und Vorreiter des Konfirmandenunterrichts. Er war Militärführer und Diplomat. Und er war zweimal verheiratet; aber zeitgleich. Landgraf Philipp von Hessen heiratete 1523 standesgemäß Christine, Tochter des Herzogs von Sachsen. 1539 lernte er das adelige Hoffräulein Margarethe von der Saale kennen und lieben. Anders als seine Standesgenossen machte sie Philipp aber nicht zu seiner Mätresse, sondern er suchte nach Wegen diese Beziehung zu legitimieren. Wie diese aussahen und welche gravierenden Folgen für die reformatorische Sache daraus resultierten, zeigt ab 13. Dezember 2015 die neue große Sonderausstellung auf Schloss Wilhelmsburg in Schmalkalden.
Premiumausstellung 2014
Leben und Sterben im Dreißigjährigen Krieg
15. Dezember 2013 - verlängert 30. Juni 2015
Der Dreißigjährige Krieg ist eine der größten Katastrophen, die über die Menschen in der Frühen Neuzeit hereingebrochen sind. Wie aber erlebte das einfache Volk den Krieg? Genau diese Frage thematisiert die Ausstellung. Sie begleitet zwei damals real existierende Familien durch die Jahre des Krieges. Lebensgroß und in den jeweiligen Situationen dargestellt durchlaufen die Familien die komplette Ausstellung. Es sind wahre Geschichten, deren Schicksale anhand der Kirchenbücher ermittelt sind.
Die erste Hälfte des Krieges findet im heutigen Südthüringen nicht statt. Im ersten Teil der 600 Quadratmeter großen Ausstellung wird der normale Arbeits- und Lebensalltag einer städtischen und einer dörflichen Familie dargestellt (Geburt, Taufe, Schule, Hochzeit, Arbeit, Essen, Trinken, Medizin, Wald, Kirche etc.). Wie lebten die einfachen Menschen am Ende des Reformationszeitalters? Welche Sorgen und Nöte beschäftigten sie? Wie feierten, wie trauerten sie? Mehr als diese Fragen werden beantwortet und die Antworten werden die gängigen Klischees vom Leben des einfachen Volkes widerlegen. Mit dem Kroateneinfall im Jahr 1634 beginnt im heutigen Südthüringen die Hölle des Krieges. Plünderungen, Mord, Vergewaltigung sind genauso an der Tagesordnung wie Hunger Flucht, todbringende Seuchen. Wie überlebten die Menschen? Wie starben sie? In diesem Teil der Ausstellung wird erstmals auch mit in Deutschland nahezu unbekanntem Bildmaterial gearbeitet. 1638 bereiste ein Engländer die Länder deutscher Zunge. Er fertigte neben schriftlichen Berichten auch ans Herz gehende Zeichnungen an. Diese schier unglaublichen Bilder werden mit originalen Augenzeugenberichten aus dem heutigen Südthüringen aber auch aus ganz Deutschland hinterlegt. Dieses Buch mit seinen Illustrationen ist im deutschsprachigen Raum nie veröffentlicht worden. Diese Ausstellung handelt vom 30jährigen Krieg und zeigt 400 Exponate auf einer Fläche von 600 m², in welcher Begriffe wie Prager Fenstersturz, Wallenstein oder die Schlachten Am Weißen Berg, Wittstock oder Breitenfeld vollkommen fehlen.
In der Rezension zur Ausstellung schreibt Dr. Martin Große Burlage: Ein Füllhorn neuer und überraschender Erkenntnisse: Bahnbrechende, großartige Schau über die Lebenswelt der einfachen Bevölkerung im Dreißigjährigen Krieg. Museum Schloss Wilhelmsburg in Schmalkalden präsentiert die als Premiumausstellung des Thüringer Museumsverbandes geadelte Historienschau „Leben und Sterben im Dreißigjährigen Krieg“/ Kurator Dr. Kai Lehmann etabliert Kirchenbücher als herausragende historische Quelle zum Dreißigjährigen Krieg/ Schicksale zweier damals real existierender Familien begleiten die Besucher durch den Ausstellungsparcours/ 400 Exponate auf 600 Quadratmetern Grundfläche.
Große Sonderausstellung in der Hofstube
Luther und die Hexen
6. Dezember 2011 - 3. März 2013
Martin Luther hat sich zu vielen Themen seiner Zeit geäußert. So auch zum aufkommenden Hexenwahn: „Ich will der erste sein, der Feuer an sie legt.", ist wohl diesbezüglich einer seiner markantesten Sätze. Aber mit dieser Sicht war der große Reformator bei weitem nicht allein. Philipp Melanchthon, den man schon zu Lebzeiten den Lehrer Deutschlands nannte, glaubte an die Existenz von Hexen, genauso wie Paracelsus, ein Vorreiter der modernen Medizin. Aber war Martin Luther wirklich ein Vorreiter der Hexenverfolgung? Hätte es mit dem Reformator die Massenverfolgung von Hexen in protestantischen Gebieten gegeben? Wie konnte es überhaupt zu dem Wahn kommen, der abertausenden Frauen und Männern das Leben kostete? Klimaveränderung, Seuchen, religiöse Verunsicherung, Kriege, der medizinische Wissensstand, die menschlichen Untugenden etc. spielen hier hinein und sollen erleb- und (im wahrsten Sinne des Wortes) erfühlbar gemacht werden.
Ein weiterer Teil der rund 600 Quadratmeter großen Ausstellung beschäftigt sich sich explizit mit dem heutigen Südthüringen; einer Hochburg der Hexenverfolgung reichsweit. Anhand eines konkreten Falles soll gezeigt werden, warum es in Kaltennordheim zu rund 70 Fällen, in Schleusingen zu 100 Fällen oder in Meiningen zu rund 250 Fällen von Hexenverfolgung kam, jenes Thema aber in der Herrschaft Schmalkalden so gut wie keine Rolle spielte. Daneben soll auch für viele Dörfer Südthüringens ganz konkret auf Einwohnergröße und namentliche Fälle eingegangen werden. Dabei dürfte schnell klar werden, dass der engere Familienkreis eine große Schuld daran trug, dass unzählige Scheiterhaufen loderten. Die Ansichten Martin Luthers zu den einzelne Komplexen werden auch diesen Teilbereich begleiten. Luther hat als einzelner Mensch als Individuum Geschichte geschrieben. Einzelne Menschen waren es auch, die Hexenverfolgungen verhinderten oder beförderten. Nirgends wird dies so deutlich wie im damaligen Südthüringen.
In der Ausstellung werden auch erstmals in großer Anzahl die Bodenfunde der archäologischen Grabungen in Schmalkalden gezeigt: Zeugnisse aus dem 15., 16. und 17 Jahrhundert, die die Alltagskultur der damaligen Zeitgenossen dokumentieren. Zudem werden zwei der, nach Aussage von Fachleuten, bedeutendsten Amulette (ein goldnes und ein silbernes) im deutschsprachigen Raum gezeigt.
Ausstellungen - Kleine Galerie im Rückblick
Kostbarkeiten aus Glas – Wolfgang Nickel
6. Mai 2016 -15,Januar 2017 anknüpfend - 10. September 2018
Der Thüringer Künstler Wolfgang Nickel ist bekannt durch seine baugebundene Kunst und seine sakrale Glasgestaltungen. Aus seinem neuen Schaffen zeigt er Glasbilder der besonderen Art. Vielfältige Bearbeitungstechniken gepaart mit einem unbändigen Experimentierdrang wandeln die Materie Glas in eine neue Erlebbarkeit. Die Ausstellung macht neugierig auf Kunstwerke mit poetischer, geheimnisvoller Ausstrahlung und Klarheit. Anknüpfend an die Ausstellung "Kostbarkeiten aus Glas" werden nun neue einzigartige Arbeiten des Künstlers gezeigt. Die Serie "Lustgärten" macht neugierig auf Shunga, die erotischen Malereien und Grafiken aus Japan. An diese Bilder der Liebe sind Nickels Unikate aus Glas angelehnt. Reisen durch Asien inspirierten den Thüringer Glaskünstler dazu. Die Werke sind als zarte Berührung zwischen Europa und Asien zu verstehen. Wolfgang Nickel, studierte an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein Halle und ist seit seinem Diplom-Abschluss 1987 freischaffend tätig. Nickel realisierte zahlreiche künstlerische Arbeiten in Krankenhäusern, Banken, Kirchen und Privathäusern.
Wortgeschichte(n) - Gedanken zur Reformation in Holz
Künstlergruppe exponaRt
11. Oktober 2015 - 14. März 2016
Die sächsische Künstlergruppe exponaRt präsentiert ihre Gedanken zur Reformation, anlässlich der Lutherdekade 500 Jahre Reformation. Zu sehen sind Bilder und Skulpturen aus Holz. So vielschichtig wie die Ursprünge und Auswirkungen der Reformation in Vergangenheit und Gegenwart sichtbar sind, so vielgestaltig präsentieren sich die Werke. Dabei gelingt es den zehn Künstlern in einzigartiger Weise, reformatorische Gedanken in eine zeitgemäße Formensprache zu übertragen. Zehn unterschiedliche Handschriften, gepaart mit individueller Prägung und der persönlichen Sicht auf die Reformation lassen eine beeindruckende Werkschau entstehen. Zehn unterschiedliche Handschriften und eine ganz persönliche Sicht auf die Reformation machen diese Werkschau zu etwas Besonderem.